Verein Fussel hilft Familien in der Region

Ein Foto aus dem Jahr 2019: Damals fand zum bislang letzten Mal die Familienfreizeit für junge Krebspatienten, ihre Eltern und Geschwister statt. Der Verein hofft, dass die Pandemie bald vorüber ist und das Angebot erneut organisiert werden kann. Archivfoto: Lorenz

Es begann mit persönlicher Betroffenheit, weil das eigene Kind an Krebs erkrankt war und Unterstützungsangebote fehlten. Das war vor mehr als 30 Jahren. Der Verein Fussel – Hilfe für krebskranke Kinder hat seither eine knappe halbe Million Euro ausgegeben, um Kindern und Familien zu helfen. Seit 16 Jahren unterstützt dabei die Fussel-Stiftung.

Eigentlich hätte der Verein schon im Januar seinen 30. Geburtstag feiern können. Doch die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass es zum Feiern zwar einen Anlass, aber keine Gelegenheit gab. „In den Jahren 2021 und 2020 sind alle unsere Veranstaltungen ausgefallen“, sagt Ramona Göbel.

Sie ist die kommissarische Vorsitzende des Vereins. Ob Basteltreffen oder Ferienfreizeit für Familien . alles abgesagt. „nun im Oktober der Handwerkermarkt in Rodenkirchen hat stattgefunden. Da waren wir dabei“, erzählt sie.

Als sich der Verein 1991 gründete, hatte er eine Vorgeschichte. An der Luisenhof-Schule hatte sich einige Jahre zuvor bereits eine Gruppe zusammengefunden, die für den dortigen Weihnachtsmarkt bastelte und den Erlös der Kinderkrebshilfe zukommen ließ.

Zu ihnen stießen die Eheleute Westphal. Sie hatten selbst ein krebskrankes Kind verloren. Es entstand ein Verein zu Hilfe konkret und direkt vor Ort- Fussel eben. Heiner Westphal war bis vor kurzem Vorsitzender. Aus gesundheitlichen Gründen gab er das Amt auf. „Wir suchen jetzt dringen einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin“, berichtet Ramona Göbel. Sie hofft, dass Vereinsmitglieder sich im Frühjahr tatsächlich versammeln und einen neuen Vorstand wählen können.

Der Verein hat sich ganz konkreten Aufgaben verschrieben: Krebskranke Kinder sollen Förderung und Unterstützung ihrer Behandlung und Nachsorge erhalten, ebenso wie ihre Familien. Auch die Tumor- und Leukämieforschung und das Ronald-McDonald-Haus unterstützt Fussel finanziell.

Dabei kommt ein großer Teil des Geldes aus Spenden. Es gibt Mitglieder, die jeden Monat 10 Euro überweisen, aber auch Firmen und Privatleute, die kleine und größere Summen bereitstellen. Vor allem Nachlässe sind es, die in die Fussel-Stiftung fließen. Sie habe vor 16 Jahren mit einem Grundkapital von 50.000 Euro begonnen, sagt Stiftungsvorstand Hilko Schütte. Inzwischen habe sich das Kapital allerdings vervielfacht. Erträge werden ausgeschüttet: So gab es in diesem Jahr 2570 Euro von der Stiftung für den Verein.

Die Beträge, die Fussel – Hilfe für krebskranke Kinder jedes Jahr ausgibt, gehen in die Zehntausende. Etwa die Hälfte der Summe ist bestimmt für die Ferienfreizeit für von Krebs betroffenen Familien. Diese Freizeit richtet der Verein seit vielen Jahren aus. Erkrankte Kinder, Geschwister und Eltern verbringen dann eine Woche in Butjadingen, um sich zu erholen.

2019 fand die Freizeit zum bislang letzten Mal statt, denn 2020 und 2021 machte die Pandemie sie unmöglich. Auch für 2022 musste sie abgesagt werden: „Wir wissen ja nicht, wie sich die Lage entwickelt“, bedauert Ramona Göbel. Sie hofft, dass 2023 wieder ein Ferienprogramm für Familien möglich sein wird.

Auch wenn die Freizeiten das bekannteste Angebot von Fussel sind – das einzige sind sie nicht. Der Verein leistet Unterstützung auf vielen Ebenen. Das reicht von der Bezuschussung von Fahrtkosten über Zuschüsse für spezielle Prothesen und Rollstühle bis hin zu Mitfinanzierung von Therapien. Derzeit unterstützt Fussel zwei Familien in der Wesermarsch.

Auch um die Geschwister krebskranker Kinder kümmert sich Fussel. „Die bekommen während de rKrankheit wenig Aufmerksamkeit und Unterstützung, müssen einfach mitlaufen“, weiß Ramona Göbel. Die Aktiven des Vereins organisieren deshalb zum Beispiel, dass Geschwister einen unbeschwerten Zoobesuch erleben können – ganz für sie allein.

Ramona Göbel, Vorsitzende des Vereins Fussel- Hilfe für krebskranke Kinder, und Heiko Schütte, vom Vorstand der Fussel-Stiftung freuen sich, dass die Stiftung auch in diesem Jahr einen Ertrag für die Vereinskasse beisteuern kann.

Der Verein hat rund 90 Mitglieder. Seit 2005 gibt es die Fussel-Stiftung. Es handelt sich um eine Treuhandstiftung unter dem Dach der Jade-Wirtschaftsraum Regionalstiftung (Ja-wir-Stiftung). Hilko Schütte als Stiftungsvorstand weiß, dass nicht wenige Menschen sich wünschen, dass ihr Geld in der Region Menschen zugutekommt. Bei Fussel und der Fussel-Stiftung wüssten sie, dass das der Fall sei, betont er.

Und so wächst die Stiftung durch Zustimmungen und Nachlässe weiter und kann trotz der derzeitigen Niedrigzinslage jährlich Erträge ausschütten. „Die Stiftung konnte den Verein bisher mit mehr als 24 000 Euro unterstützen“, hat Hilko Schütte ausgerechnet. (oer)

von Ellen Reim (Kreiszeitung Wesermarsch vom 21.12.2021)